Demenz und Schlaf: Infos und Tipps für pflegende Angehörige
Ursachen und Symptome der Schlafstörungen bei Demenz
- Menschen mit Demenz fallen oftmals aus Langeweile und Unterforderung tagsüber in einen Dämmerschlaf und benötigen somit nachts weniger Schlaf.
- Je nach Art der Demenz gibt es unterschiedliche Muster der Schlafstörungen. Bei Alzheimer kann es länger brauchen bis der Betroffene einschläft, bei der Lewy-Körperchen- Demenz erwachen die Betroffenen mehrmals in der Nacht und bei Demenzen im Zusammenhang mit Parkinson kommt es häufig zu einer ausgeprägten Tagesschläfrigkeit.
- Herkömmliche Schlafmittel wie zum Beispiel Zopiclon, Zolpidem, Doxepin und Oxazepam sollten nur bei großem Leidensdruck und vorübergehend eingenommen werden. Andernfalls besteht die Gefahr einer Abhängigkeit.
- Forschende stellten fest, dass häufigere Nickerchen tagsüber einen Risikofaktor für die Entwicklung von Alzheimer-Demenz darstellen.
- Mehrere Monate anhaltende Tagesmüdigkeit kann ein Anzeichen für eine Alzheimer-Erkrankung sein.
Sundowning: Warum wird die Demenz am Abend schlimmer?
Als Sundowning- Syndrom wird bei Demenzerkrankten eine zunehmende Verschlechterung des kognitiven Zustands ab dem späten Nachmittag bezeichnet. Dabei werden die Betroffenen unruhig, aggressiv, schreien oder halluzinieren. Vor allem im Sommer sorgt die lange Helligkeit für Verwirrung und Unruhe. Ausreichend Beschäftigung kann dem Sundowning vorbeugen. Forscher vermuten, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Teil des Gehirns gibt, das die innere Uhr enthält und dem Teil, der die Aggressionen kontrolliert. Dadurch kommt es laut den dänischen Forschern zum Sundowning-Syndrom bei Demenzerkrankten.
Was tun, wenn Demenzkranke nicht schlafen?
Ob Sie als Angehöriger selber pflegen oder von einer polnischen Pflegekraft im Rahmen der sog. 24 Stunden Pflege unterstützt werden: Regelmäßige nächtliche Unruhe erschwert die Pflege enorm. Überlastete Angehörige fehlt die Erholung
Gewohnheiten beibehalten
Wichtig ist es, bei einer Demenzerkrankung die Gewohnheiten beizubehalten. Versuchen Sie, den gewohnten Schlaf-Wach-Rhythmus des Senior aufrechtzuerhalten. Wer bislang gegen 23 Uhr ins Bett geht und auf einen Schlag um 20 Uhr schlafen gehen muss, wird nicht einschlafen können und früh am Morgen wach sein. In der Regel ist es besser, später ins Bett zu gehen. Soll die Abendpflege früher stattfinden, darf es sich der Pflegebedürftige noch eine Weile auf dem Sofa gemütlich machen.
Angenehme Schlafumgebung schaffen
Das Wohlfühlen im Schlafzimmer ist entscheidend, um für einen guten Schlaf- Wach-Rhythmus zu sorgen. Das Schlafzimmer muss gut abgedunkelt sein. Ein kleines Schlaflicht wie eine Steckdosenbeleuchtung ist wegen der Sturzgefahr in der Nacht aber häufig hilfreich. Sorgen Sie für eine angenehme Schlafumgebung: Wer eiskalte Füße hat, schläft nicht gut ein oder durch. Ein Wärmekissen hilft hier rasch weiter. Sind die Decke und das Kissen zu warm oder zu dünn? Liegt der Pflegebedürftige bequem? Manchmal hilft eine Spieluhr oder bekannte Entspannungsmusik beim Einschlafen.
Genügend Aktivität am Tag
Wer sich ausreichend bewegt, ist eher müde. Achten Sie auf genügend Aktivität am Tag, am besten an der frischen Luft. Andere Aktivitäten wie gemeinsames Kochen, Spielen oder Wäsche zusammenlegen geben dem Alltag in der häuslichen Pflege Struktur und fördern gesunden Schlaf.
Zur richtigen Zeit essen und trinken
Auch das Ess- und Trinkverhalten ist ausschlaggebend für einen guten Schlaf. Ihr Angehöriger sollte mindestens 1,5 Liter am Tag trinken – besonders wenn er Wassertabletten (Diuretika) einnimmt. Leidet er an einer Herzschwäche, muss er nachts häufig auf die Toilette. Der größte Teil der Flüssigkeit sollte daher bis zu vier Stunden vor dem Schlafengehen konsumiert werden. Außerdem wirkt manchmal eine Spätmahlzeit Wunder: Bieten Sie dem Pflegebedürftigen vor dem Schlafengehen eine Kleinigkeit aus Fett und Eiweiß (fetter Quark, Joghurt ohne Zucker, Vollkornbrot mit fettem Käse oder Lachs) an. Damit bleibt der Blutzuckerspiegel über Nacht konstant.
Keinen Druck ausüben
Arbeiten Sie an Ihrer Einstellung: Zu viel Druck auf das Schlafverhalten bewirkt häufig das Gegenteil. Wenn sich der Senior bei Schlaflosigkeit nachts ins Wohnzimmer setzt, lassen Sie ihn gewähren. Oft entspannt sich eine Situation, wenn wir sie nicht krampfhaft ändern wollen. Beseitigen Sie aber alle Sicherheitsrisiken für ein nächtliches Herumwandern im Haus oder der Wohnung.
Beruhigende Düfte
Experimentieren Sie mit der Aromapflege. Öle wie Lavendel, Benzoe, Zirbelkiefer, Mandarine, Melisse erzielen als Einreibung, Kissenspray, auf einem Duftstein oder einer Lampe tolle Wirkungen und haben kaum Nebenwirkungen. Achten Sie darauf, dass nur einhundert Prozent biologische ätherische Öle in Bioqualität zum Einsatz kommen und der Senior gegen keinen der Inhaltsstoffe allergisch ist. Natürlich sollte er den Duft als angenehm empfinden.
Was sollte vor dem Einschlafen von Demenzerkrankten vermieden werden?
Der Demenzerkrankte sollte bis zu einer Stunde vor dem Schlafengehen nicht mehr fernsehen. Es gibt Hinweise, dass das blaue Licht auf dem Bildschirm die Produktion des Schlafhormons Melatonin hemmt. Dasselbe gilt für Licht im Schlafzimmer. Stellen Sie zudem sicher, dass der Senior nachts keine Schmerzen hat. Besonders bei Demenzkranken werden diese nicht mehr adäquat geäußert und führen in der Folge zu Unruhe und Schlaflosigkeit. Außerdem am Abend keine stark zuckerhaltigen Lebensmittel anbieten!
Welche Schlafmittel helfen bei Demenzerkrankungen?
Wenn es doch nicht anders geht, können Schlafmittel verabreicht werden. Dabei können Schlafmittel wie Zopiclon, Zolpidem, Doxepin oder Oxazepam eingesetzt werden. Wichtig ist, dass diese genau nach Anweisung des verordnenden Arztes und unbedingt vor Mitternacht verabreicht werden. Häufige Nebenwirkungen sind Tagesmüdigkeit und der so genannte „hangover“ mit Benommenheit, Schwindel und Schläfrigkeit in den frühen Morgenstunden. Da sich der „hangover“ häufig bis in die Mittagsstunden zieht, besteht eine erhöhte Sturzgefahr. Aus diesem Grund werden die Kosten für Schlafmittel häufig nicht mehr von der Krankenkasse übernommen und müssen selbst bezahlt werden. Es gibt auch naturheilkundliche Schlafmittel auf der Basis von Baldrian oder Lavendel, wie zum Beispiel Lasea, die angstlösende und beruhigende Wirkungen erzielen können. Lassen Sie sich dazu in der Drogerie oder Apotheke beraten.
Neuroleptika wie Risperidon, Quetiapin, Pipamperon und Melperon hingegen werden immer noch häufig verschrieben. Sie wirken schlaffördernd, angstlösend und bergen keine Abhängigkeitsgefahr. Allerdings ist bei dieser Medikamentengruppe die Sturzgefahr und die Entstehung von Druckgeschwüren erhöht. Antidepressiva wie Mirtazapin wirken ebenfalls schlaffördernd, machen aber nicht abhängig. Da auch hier Sturzgefahr durch einen „hangover“ besteht, dürfen diese Medikamente nicht zu spät am Abend verabreicht werden.
Bei allen Medikamenten gilt: vorher mit dem zuständigen Arzt absprechen und individuell auf den Betroffenen abstimmen!