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März 04, 2024

Individuelle Betreuung durch osteuropäische Pflegekräfte

Das Altern von Familienmitgliedern oder die Herausforderungen durch Erkrankungen können für Angehörige eine echte Belastung sein. Oft stoßen Familien an ihre Grenzen und der Umzug in ein Alten- oder Pflegeheim scheint unausweichlich. Eine Alternative, die in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat, ist die 24-Stunden-Pflege durch Pflegekräfte aus Osteuropa.

Osteuropäische Pflegekräfte: Definition

Unter osteuropäischen Pflegekräften werden in Deutschland Männer oder Frauen zwischen 20 und 60 Jahren bezeichnet, die in Haushalten älterer Menschen leben und diese hauswirtschaftlich versorgen. Dabei kommen viele Betreuungskräfte aus Polen, aber auch aus anderen osteuropäischen Ländern wie Lettland, Litauen, Ungarn, Tschechien und Rumänien.

Die osteuropäischen Betreuungskräfte, wie beispielsweise eine polnische Pflegekraft, bieten Unterstützung im Alltag, Grundpflege, Begleitung zu Arztterminen, Einkaufs- und Haushaltshilfen sowie Freizeitgestaltung an. Für die medizinische Behandlungspflege ist eine ausgebildete Pflegefachkraft erforderlich.

Überblick zu osteuropäischen Pflegekräften

  • EU-Bürger können ohne besondere Arbeitserlaubnis in einem deutschen Privathaushalt beschäftigt werden
  • Vermittlungsagenturen helfen bei der Organisation ausländischer Pflege- und Betreuungskräfte
  • Deutsches Arbeitsrecht gilt auch für ausländische Pflegekräfte
  • Die Kosten für eine Pflegekraft aus Osteuropa beginnen bei 2.800 € im Monat

Wann macht die Anstellung einer osteuropäischen Pflegekraft Sinn?

Familien in Deutschland beschäftigen osteuropäische Betreuungskräfte, um pflegebedürftige Familienmitglieder zu Hause zu versorgen. Eine Rundumbetreuung durch deutsche Haushaltshilfen ist meist aus finanziellen Gründen nicht möglich, dennoch möchten viele Senioren im Alter zu Hause wohnen bleiben.

Arbeitgeber- oder Entsendemodell: Welches Beschäftigungsmodell für osteuropäische Betreuungskräfte passt am besten?

Die Suche nach einer osteuropäischen Pflegekraft erfordert sorgfältige Überlegungen. Es gibt zwei verschiedene Modelle: das Arbeitgebermodell, bei dem die Familie selbst zum Arbeitgeber wird, und das Entsendemodell, bei dem eine Vermittlungsagentur ein ausländisches Unternehmen beauftragt.

Das Arbeitgebermodell

Beim Arbeitgebermodell wird die Familie selbst zum Arbeitgeber und schließt mit der ausländischen Betreuungskraft einen Arbeitsvertrag ab. Dabei muss die Familie Arbeitszeitregelungen, Vergütung, Urlaub, Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall, Meldepflichten und die Unterbringung der Pflegekraft aus dem Ausland selbständig regeln. Vielen Familien ist das Arbeitgebermodell zu zeitintensiv, weshalb sie sich für das Entsendemodell entscheiden.

Das Entsendemodell

Beim Entsendemodell beauftragt die pflegebedürftige Person eine Vermittlungsagentur, die ein ausländisches Unternehmen einschaltet. Dieses entsendet eine Betreuungskraft, die Vermittlungsagentur übernimmt die Kommunikation und Organisation. Bei der Auswahl der Vermittlungsagentur sollte auf eine Zertifizierung nach DIN SPEC 33454 geachtet werden. Diese Richtlinie legt Rahmenbedingungen fest, an denen sich Pflegebedürftige, Angehörige und Betreuungskräfte orientieren können. Ziele der Richtlinie sind eine hohe Betreuungsqualität, faire Arbeitsbedingungen und Verbraucherorientierung. Der Standard definiert Kriterien für verbraucherfreundliche Verträge, die Prüfung von Dienstleistern, die Prüfung von Betreuungskräften sowie die Kundenberatung durch Pflegefachkräfte.

Vor- und Nachteile von osteuropäischen Pflegekräften

Die Betreuung durch eine osteuropäische Pflegekraft bringt einige Vor- und Nachteile mit sich, über die sich Angehörige bewusst sein sollten:

Vorteile

1. Geringere Kosten

Osteuropäische Pflegekräfte sind im Vergleich zu Pflegeheimen und deutschen Pflegekräften kostengünstiger.

2. Unterstützung im Alltag

Hilfe im Haushalt, Organisation des Tagesablaufs und Begleitung zu Terminen entlasten Pflegebedürftige und Angehörige.

3. Gesprächspartner und Begleitung zu sozialen Aktivitäten

Pflegekräfte aus Osteuropa fördern einen ausgeglichenen Alltag durch Gesellschaft und soziale Aktivitäten.

4.Pflege in den eigenen vier Wänden

Das gewohnte Umfeld kann erhalten bleiben und Senioren müssen trotz Pflegebedürftigkeit die eigenen vier Wände nicht verlassen.

Nachteile

1. Eigenes Zimmer notwendig

Die Pflegekraft benötigt ein eigenes Zimmer, was nicht in jeder Wohnung möglich ist. Außerdem können beengte Wohnverhältnisse zu Konflikten führen.

2. Verständigungsprobleme und Sprachbarrieren

Mangelnde Deutschkenntnisse können die Verständigung erschweren. Daher ist es wichtig, eine osteuropäische Pflegekraft auszuwählen, die auch charakterlich gut zu den Senioren passt.

3. Keine medizinischen Leistungen

Pflegekräfte aus Osteuropa haben in der Regel keine medizinische Qualifikation und können daher keine Behandlungspflege durchführen, sondern lediglich die Senioren im Alltag unterstützen. Daher ist es wichtig, ein Pflegenetzwerk aufzubauen.

Kosten für eine osteuropäische Pflegekraft

Die Kosten hängen von der Art der Beschäftigung, dem Pflege- und Betreuungsaufwand, den Deutschkenntnissen und der Qualifikation ab und können bei seriösen Anbietern bei 2.800€ im Monat beginnen.

Ab September 2022 beträgt der Bruttostundenlohn für ungelernte Pflegehilfskräfte nach der 4. PflegeArbbV 13,70€. Als Faustregel gilt: Liegt das Angebot einer Agentur oder eines ausländischen Arbeitgebers für eine Betreuungskraft deutlich unter 2.200€, wird der Mindestlohn nicht eingehalten.

Preisbeispiel bei Pflegegrad 2

Eine osteuropäische Betreuungskraft mit mittleren Deutschkenntnissen, die einen Senior mit Pflegegrad 2 betreut, kostet monatlich ca. 2.739 €. Nach Abzug der Pflegeleistungen verbleibt ein Eigenanteil von 2.213 €. Berechnen Sie hier die Kosten für Ihren individuellen Fall.

Kostenübernahme der 24-Stunden Pflege durch Ihre Pflegekasse

Die Kosten für die Pflege zu Hause tragen Sie nicht alleine. Der Staat und die Pflegekasse unterstützen Sie bei der Finanzierung der häuslichen Pflege.

Pflegegeld

Pflegegeld erhält ein Pflegebedürftiger mit mindestens Pflegegrad 2, wenn er zu Hause von Angehörigen gepflegt wird. Die Pflege erfolgt dann zum Beispiel durch Verwandte, Nachbarn oder eine Pflegekraft aus dem Ausland. Das Pflegegeld wird monatlich von der Pflegekasse an die pflegebedürftige Person ausgezahlt. Über die Verwendung entscheidet der Pflegebedürftige selbst. Der Antrag auf Einstufung in einen Pflegegrad und damit auf Pflegegeld kann formlos (z.B. per E-Mail oder telefonisch) bei der Krankenkasse des Pflegebedürftigen gestellt werden.

Die gestaffelten Sätze je nach Pflegegrad lauten wie folgt:

  • Pflegegrad 2: 332 €
  • Pflegegrad 3: 573 €
  • Pflegegrad 4: 765 €
  • Pflegegrad 5: 947 €

Verhinderungs- und Kurzzeitpflege

Viele Pflegekassen stellen den jährlichen Gesamtbetrag für Verhinderungspflege in Höhe von 1.612€ auch für die Finanzierung einer häuslichen Betreuungskraft zur Verfügung. Zusätzlich können 50 Prozent aus dem Budget für Kurzzeitpflege in Höhe von ebenfalls 1.612€ beantragt werden, so dass insgesamt bis zu 2.418€ pro Jahr zur Verfügung stehen. Da die Bewilligungspraxis der Kassen zum Teil sehr unterschiedlich ist, lohnt es sich, nachzufragen und gegebenenfalls zu verhandeln. Verhinderungs- und Kurzzeitpflege können ab Pflegegrad 2 in Anspruch genommen werden.

Steuervorteil Haushaltsnahe Dienstleistungen

Die Kosten für die sogenannte 24-Stunden-Betreuung können bis zu 4.000€ im Jahr steuerlich geltend gemacht werden. Lassen Sie sich dazu von Ihrem Steuerberater beraten.

Sozialhilfe

Abhängig von der individuellen finanziellen Situation können die Kosten für eine häusliche Betreuung gegebenenfalls von der Sozialhilfe übernommen werden. Die Entscheidung für oder gegen eine Kostenübernahme durch das Sozialamt hängt unserer Erfahrung nach stark vom zuständigen Sachbearbeiter ab. Nachfragen und Hartnäckigkeit lohnen sich!

Weitere Leistungen

Möglicherweise haben Sie Anspruch auf weitere Leistungen Ihrer Kranken- und Pflegekasse. Dazu gehören bspw. kostenlose Pflegehilfsmittel, Zuschüsse zur Wohnraumanpassung, ein Pflege-Darlehen oder Ihr Recht auf Pflegezeit durch den Arbeitgeber.

Fazit

Pflegekräfte aus Osteuropa bieten eine gute Alternative zur stationären Pflege. Die individuelle Betreuung zu Hause ermöglicht es älteren Menschen, in ihrer gewohnten Umgebung zu bleiben. Bei der Entscheidung für eine 24-Stunden-Pflege ist es wichtig, sich über rechtliche Aspekte, Kosten und Finanzierungsmöglichkeiten im Klaren zu sein. Eine sorgfältige Auswahl der Vermittlungsagentur und transparente Vertragsbedingungen tragen dazu bei, dass die Pflege zu Hause erfolgreich umgesetzt werden kann. Rufen Sie uns an und wir beraten Sie kostenlos für Ihren individuellen Fall.

FAQs - Häufige gestellte Fragen

Was versteht man unter osteuropäischen Betreuungskräften?

Osteuropäische Betreuungskräfte sind Frauen oder Männer im Alter zwischen 20 und 60 Jahren, die ältere Menschen zu Hause pflegen und betreuen.

Welche Dienstleistungen bieten osteuropäische Betreuungskräfte an?

Osteuropäische Betreuungskräfte bieten Unterstützung im Alltag, Grundpflege, Begleitung zu Arztterminen, Einkaufs- und Haushaltshilfen sowie Freizeitgestaltung an. Für die medizinische Behandlungspflege ist eine ausgebildete Pflegefachkraft erforderlich.

Welche rechtlichen Rahmenbedingungen gelten für die Beschäftigung osteuropäischer Pflegekräfte?

Für osteuropäische Pflegekräfte gilt das deutsche Arbeitsrecht, d.h. es besteht ein Anspruch auf Mindestlohn, Sozialleistungen und Erholungszeiten.

Welche Beschäftigungsmodelle gibt es für osteuropäische Betreuungskräfte?

Es gibt das Arbeitgebermodell, bei dem die Familie selbst zum Arbeitgeber wird, und das Entsendemodell, bei dem eine Vermittlungsagentur ein ausländisches Unternehmen beauftragt.

Was sind die Vor- und Nachteile osteuropäischer Betreuungskräfte?

Zu den Vorteilen zählen geringere Kosten, Unterstützung im Alltag, soziale Aktivitäten und die Möglichkeit der Pflege in den eigenen vier Wänden. Nachteile können Verständigungsprobleme, Platzbedarf und fehlende medizinische Qualifikation sein.

Was kostet eine osteuropäische Pflegekraft?

Die Kosten variieren je nach Einsatzart, Pflege- und Betreuungsaufwand, Deutschkenntnissen und Qualifikation. Die Preise bei seriösen Anbietern beginnen bei ca. 2.800€ pro Monat.

Wie unterstützen Pflegekasse und der Staat die häusliche Pflege?

Die Pflegekasse zahlt Pflegegeld, Pflegesachleistungen sowie Verhinderungs- und Kurzzeitpflege. Steuervorteile für haushaltsnahe Dienstleistungen sowie mögliche Sozialhilfeleistungen sind weitere Finanzierungsmöglichkeiten durch den Staat.