Was bedeutet barrierefreies Wohnen? Anforderung, Förderung & mehr
Barrierefreies Wohnen bedeutet, dass alle Bereiche der eigenen Wohnung so gestaltet sind, dass sie für Menschen mit Behinderungen ohne besondere Erschwernis und ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar sind. Das Gesetz zur Gleichstellung behinderter Menschen (BGG § 4) definiert Barrierefreiheit als die Gestaltung von baulichen und sonstigen Anlagen, Verkehrsmitteln, technischen Gebrauchsgegenständen, Systemen der Informationsverarbeitung, akustischen und visuellen Informationsquellen sowie der Kommunikation und anderen Lebensbereichen in der allgemein üblichen Weise. Dabei können behinderungsbedingt notwendige Hilfsmittel verwendet werden. Ein wichtiger Standard in Deutschland ist die DIN 18040, die die Anforderungen an barrierefreies Bauen regelt. Diese Norm stellt sicher, dass bauliche Maßnahmen wie stufenlose Zugänge, breite Türen und Flure sowie die barrierefreie Gestaltung von Sanitärräumen eingehalten werden. Während barrierefrei bedeutet, dass es keine Hindernisse gibt, die die Nutzung erschweren, bezieht sich barrierearm auf Wohnungen, die nur teilweise an die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen angepasst sind.
Barrierefreies Wohnen zielt darauf ab, Hindernisse im Alltag zu beseitigen und ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Dies kann durch verschiedene Maßnahmen erreicht werden, wie z.B:
Stufenlose Zugänge: Rampen oder Aufzüge ersetzen Treppen und ermöglichen Menschen mit Gehbehinderungen oder Rollstuhlfahrern einen problemlosen Zugang zum Gebäude.
Breite Türen und Flure: Sie erleichtern die Mobilität innerhalb der Wohnung.
Anpassungen im Badezimmer: Duschsitze, Haltegriffe und bodengleiche Duschen verbessern die Sicherheit und Unabhängigkeit im Badezimmer.
Anpassbare Küchen: Arbeitsflächen und Schränke, die in der Höhe verstellbar sind, ermöglichen eine bequeme Nutzung für Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen.
Barrierefreiheit trägt nicht nur zur Lebensqualität von Menschen mit Behinderungen bei, sondern ist auch für ältere Menschen von großer Bedeutung, die aufgrund altersbedingter Einschränkungen Unterstützung in ihrer Mobilität und Selbstständigkeit benötigen. Weitere Informationen zu alternativen Wohnformen im Alter finden Sie in unseren Artikeln über Senioren-WGs, Betreutes Wohnen und die Wahl zwischen Pflegeheim oder 24-Stunden-Pflege.
Unterschied zwischen barrierefreiem, behindertengerechtem und seniorengerechtem Wohnen
Die Begriffe barrierefrei, behindertengerecht und seniorengerecht werden oft synonym verwendet, beschreiben aber unterschiedliche Aspekte des Wohnens:
Barrierefreies Wohnen: Diese Wohnform ist für alle Menschen, unabhängig von Behinderung oder Alter, zugänglich und nutzbar. Sie umfasst bauliche Maßnahmen wie stufenlose Zugänge und breite Türen sowie technische Hilfsmittel, die die Nutzung erleichtern.
Behindertengerechtes Wohnen: Dies sind Wohnungen, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen zugeschnitten sind. Dazu gehören unter anderem höhenverstellbare Arbeitsflächen in der Küche, unterfahrbare Waschbecken und spezielle technische Hilfsmittel.
Seniorengerechtes Wohnen: Diese Wohnungen sind auf die Bedürfnisse älterer Menschen mit Mobilitäts- oder Sinneseinschränkungen ausgerichtet. Zu den Maßnahmen gehören rutschfeste Bodenbeläge, gut beleuchtete Räume und leicht erreichbare Lichtschalter und Steckdosen.
Barrierefreies und behindertengerechtes Wohnen überschneiden sich oft, während seniorengerechtes Wohnen speziell auf die Bedürfnisse älterer Menschen eingeht. Für detaillierte Informationen und praktische Tipps zur Anpassung Ihrer Wohnung empfehlen wir Ihnen unseren Artikel über altersgerechtes Wohnen.
Bestandteile einer barrierefreien Wohnung: Worauf müssen Sie achten?
Bei Pflegebedürftigkeit sind die Zugänglichkeit der Räume und die Vermeidung von Stürzen und Unfällen besonders wichtig. Die Raumgestaltung muss der körperlichen Beweglichkeit des Pflegebedürftigen angepasst sein. Rutschige Teppiche, Kabel und unpraktische Möbel tragen zur Sturzgefahr bei.
Was Sie sofort tun können
Teppiche, Fußläufer und Kabel befestigen
Wackelige Möbel durch standhafte, ausreichend hohe Möbel ersetzen (Möbelerhöhungen können eine einfache Lösung darstellen)
Handläufer und Haltegriffe im Flur, an den Türen und im Bad montieren
Alle Wege innerhalb und außerhalb der Wohnung gut beleuchten (z.B. durch Bewegungsmelder, die das Licht automatisch einschalten)
Farbliche Markierungen und Kontraste von Räumen, Möbeln und Alltagsgegenständen erleichtern die Orientierung
Die Wohnung
Ist Ihre Wohnung ohne Treppen und Schwellen zu erreichen? Gibt es gegebenenfalls einen Aufzug, eine Rampe oder einen Treppenlift?
Ist der Flur breit genug für einen Rollator oder einen Rollstuhl (mindestens 120cm)? Sind die Türen mindestens 80-90cm breit?
Sind alle Teppiche rutschfest?
Verfügen die Treppen über Handläufe?
Haben die einzelnen Möbelstücke die richtige Höhe? Mit Möbelerhöhungen (erhältlich beim Schreiner und im Fachhandel) können Betten, Sessel und Tische kostengünstig auf eine optimale Höhe eingestellt werden.
Sind Steckdosen, Lichtschalter sowie Telefone und Fernbedienungen gut erreichbar?
In der Küche
Gibt es Sitzgelegenheiten in der Küche?
Sind Schränke und Küchengeräte gut erreichbar?
Ist die Arbeitsplatte bei Bedarf höhenverstellbar?
Befinden sich Einbaugeräte wie Kühlschrank, Herd, Backofen und Geschirrspüler in Greifhöhe?
Im Schlafzimmer
Hat das Bett die richtige Höhe, um leicht aufstehen zu können? Durch Möbelerhöhungen kann die Höhe individuell angepasst werden.
Ist das Bett von mindestens drei Seiten zugänglich?
Bieten Haltegriffe oder andere Aufstehhilfen Unterstützung beim Aufstehen?
Im Bad
Öffnet sich die Badezimmertür nach außen?
Kann das Badezimmer von außen entriegelt werden?
Ist die Dusche stufenlos begehbar?
Verhindert eine rutschfeste Matte in der Dusche oder Badewanne die Rutschgefahr?
Ist in der Dusche ein Hocker oder Klappsitz vorhanden?
Können an den Wänden Haltegriffen angebracht werden?
Hat der Toilettensitz die richtige Höhe?
Hat das Waschbecken eine erreichbare Höhe und kann es mit dem Rollstuhl unterfahren werden?
Kann man sich vor das Waschbecken oder den Spiegel setzen, um sich selbst zu sehen? Ist der Spiegel ggf. kippbar, damit er auch im Sitzen benutzt werden kann?
Ist der Bodenbelag rutschhemmend? Geflieste Böden z.B. stellen oft eine Rutschgefahr dar.
Bedenken Sie auch das Umfeld
Gibt es eine gute öffentliche Verkehrsinfrastruktur?
Hat die Wohnung eine steile Zufahrt?
Sind Geschäfte des täglichen Bedarfs wie Supermärkte, Bäcker und Apotheke gut erreichbar?
Und wie sieht es mit dem Hausarzt oder dem Friseur aus?
Je mehr Anlaufstellen zu Fuß erreichbar sind, desto besser. Die fußläufige Erreichbarkeit von Anlaufstellen ermöglicht eine selbständigere Alltagsgestaltung. Zu bedenken ist auch, ob Angehörige, Nachbarn oder Freunde im Bedarfsfall schnell vor Ort sind und helfen können.
Beim barrierefreien Umbau einer Mietwohnung ist es wichtig, vor Baubeginn die Zustimmung des Vermieters einzuholen. Dies gilt insbesondere dann, wenn die bauliche Struktur des Gebäudes verändert wird. Außerdem ist zu beachten, dass der Vermieter bei Rückgabe der Wohnung den Rückbau der vorgenommenen Veränderungen verlangen kann. Um sich gegen mögliche Kosten abzusichern, kann der Vermieter zusätzlich zur regulären Mietkaution eine weitere Sicherheitszahlung in Höhe der voraussichtlichen Rückbaukosten verlangen.
Bei Eigentumswohnungen erfordert der barrierefreie Umbau zusätzliche Überlegungen. Sollten Änderungen am Gemeinschaftseigentum, wie Treppenhaus oder Gemeinschaftsräumen, vorgenommen werden, sind Absprachen mit der Eigentümergemeinschaft zu treffen. Diese Abstimmungen sind notwendig, um die Interessen aller Eigentümer zu wahren und rechtliche Konflikte zu vermeiden.
Fördermöglichkeiten und Zuschüsse für barrierefreies Wohnen
Die Finanzierung barrierefreier Umbauten kann eine Herausforderung sein, aber es gibt zahlreiche Fördermöglichkeiten und Zuschüsse, die dabei helfen können. Die Pflegekasse gewährt bis zu 4.000 Euro Zuschuss pro Maßnahme zur Wohnraumanpassung. Sind mehrere Maßnahmen notwendig, kann ein unabhängiger Berater bei der Antragstellung gegenüber der Pflegekasse helfen.
Hilfreich ist auch das KfW-Programm 159 „Altersgerecht Umbauen“, das zinsgünstige Kredite zur Verfügung stellt. Diese können bei den meisten Banken oder Sparkassen in Ihrer Nähe beantragt werden.
Darüber hinaus bieten auch Länder und Kommunen Unterstützung an. Wohnungsämter und Wohnberatungsstellen informieren über konkrete Angebote und Fördermöglichkeiten in Ihrer Region.
Einen umfassenden Überblick über alle finanziellen Hilfen Ihrer Pflegekasse haben wir für Sie in unserem Artikel „Alle Leistungen der Pflegekasse“ zusammengestellt. So können Sie sicher sein, dass Sie alle Unterstützungsmöglichkeiten ausschöpfen und notwendige Umbauten in Ihrer Wohnung finanzieren können.
Beratungs- und Unterstützungsangebote für eine barrierefreies Wohnen
Die wenigsten Menschen kennen alle Möglichkeiten, Hilfsmittel und Förderungen für barrierefreies Wohnen. Eine kostenlose Beratung durch Fachkräfte ist daher in den meisten Fällen sinnvoll.
Gerade bei Demenz sollte möglichst frühzeitig fachlicher Rat eingeholt werden. Wer weiß schon, dass ein blank geputzter Parkettboden von den Betroffenen mit Glatteis verwechselt wird und Sturzängste auslösen kann? Auch grelle Farben und bunte Wände können Demenzkranke verunsichern. Dagegen bieten Uhren und Kalender Orientierung. Auch das Anbringen von Symbolen, Beschriftungen und Pfeilen stärkt die Orientierung und das Sicherheitsgefühl.
Beratung zur seniorengerechten und pflegegerechten Raumgestaltung bieten beispielsweise der Verein „Barrierefrei Leben“ sowie Wohnberatungsstellen in Ihrer Nähe. Über Ansprechpartner und Adressen informiert die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungsanpassung.
Geschulte Wohnberater kommen auch zu Ihnen nach Hause und beraten Sie. Eine solche Erstberatung ist in der Regel kostenlos. Eine solche Beratung bietet zum Beispiel das Deutsche Rote Kreuz (DRK) an. Ansprechpartner und Angebote in Ihrer Region finden Sie hier:
Deutsches Rotes Kreuz
Telefon: 08000 365 000
Homepage: www.drk.de/altersgerechtes-wohnen/wohnberatung/
In altengerechten Musterwohnungen können Sie die neuesten technischen Möglichkeiten besichtigen und sich mit geschulten Wohnberatern austauschen. Eine Übersicht über Angebote in Ihrer Region finden Sie z.B. auf der Homepage des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
In der Region Stuttgart bietet das DRK in Kooperation mit dem Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS) die „Werkstatt Wohnen“ an.
Werkstatt Wohnen
Telefon: 0711 637 50
Mail: werkstatt-wohnen@kvjs.de
Homepage: www.barrierefrei-wohnen.kvjs.de
Auch die Betreuung durch eine Pflegekraft aus Osteuropa, wie beispielsweise eine polnische Pflegekraft, erhält die Selbstständigkeit und ermöglicht den Verbleib in der eigenen Wohnung. Die Betreuungskraft zieht mit dem Pflegebedürftigen zusammen und übernimmt im Rahmen der 24-Stunden Pflege die Grundpflege und Hauswirtschaft. Sie kauft ein, kocht, putzt und begleitet zu Ärzten und Freunden. Wenn ein älterer Mensch körperlich oder geistig nicht mehr in der Lage ist, alleine zu leben, erspart ihm die 24-Stunden Pflege den Umzug in ein Pflegeheim. Je nach Pflegegrad übernimmt die Pflegekasse einen Teil der Kosten für die 24-Stunden Pflege.
Fazit: Das sollte man zum barrierefreien Wohnen wissen
Barrierefreies Wohnen ist eine wesentliche Voraussetzung, um Menschen mit Behinderungen oder Mobilitätseinschränkungen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Sie umfasst die Anpassung von baulichen Strukturen, technischen Gebrauchsgegenständen und Kommunikationssystemen. Durch die Umsetzung dieser Maßnahmen kann der Wohnraum ohne besondere Erschwernis und ohne fremde Hilfe genutzt werden, was zu einer deutlich höheren Lebensqualität führt.
FAQs - Häufige gestellte Fragen
Was ist barrierefreies Wohnen?
Barrierefreies Wohnen bedeutet, dass alle Bereiche der eigenen Wohnung so gestaltet sind, dass sie für Menschen mit Behinderungen ohne besondere Erschwernis und ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar sind.
Was ist der Unterschied zwischen barrierefreiem, behindertengerechtem und seniorengerechtem Wohnen?
Barrierefreie Wohnungen sind für alle Menschen, unabhängig von Behinderung oder Alter, zugänglich und nutzbar, behindertengerechte Wohnungen sind speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung zugeschnitten und seniorengerechte Wohnungen richten sich an ältere Menschen mit Mobilitäts- oder Sinneseinschränkungen.
Wie kann ich meine Wohnung barrierefrei umbauen?
Achten Sie darauf, dass Ihre Wohnung ohne Treppen und Schwellen erreichbar ist, zum Beispiel durch einen Aufzug, eine Rampe oder einen Treppenlift. Breite Flure (mindestens 120 cm) und Türen (mindestens 80-90 cm) sind notwendig, Teppiche sollten rutschfest sein. Treppen sollten mit Handläufen versehen sein, Möbel eine angemessene Höhe haben und Steckdosen, Lichtschalter, Telefone und Fernbedienungen gut erreichbar sein.
Was ist bei der Wohnungsanpassung zu beachten, um Stürze zu vermeiden?
Um Stürze zu vermeiden, sollten Teppiche, Läufer und Kabel fixiert, wackelige Möbel ersetzt, Handläufe und Haltegriffe angebracht und alle Wege gut beleuchtet werden.
Welche finanziellen Hilfen gibt es für barrierefreies Wohnen?
Die Pflegekasse gewährt einen Zuschuss von bis zu 4.000 Euro pro Maßnahme zur Wohnraumanpassung. Das KfW-Programm 159 „Altersgerecht Umbauen“ stellt zinsgünstige Kredite zur Verfügung. Darüber hinaus bieten Länder und Kommunen verschiedene Förderungen an.
Wie beantrage ich Zuschüsse für barrierefreie Umbaumaßnahmen?
Zuschüsse können bei der Pflegekasse beantragt werden. Für zinsgünstige Kredite im Rahmen des KfW-Programms 159 wenden Sie sich an Ihre Bank oder Sparkasse. Über regionale Fördermöglichkeiten informieren Wohnungsämter und Wohnberatungsstellen.
Was ist beim barrierefreien Umbau einer Mietwohnung zu beachten?
Beim barrierefreien Umbau einer Mietwohnung ist die Zustimmung des Vermieters erforderlich. Der Vermieter kann bei Rückgabe der Wohnung den Rückbau verlangen und eine zusätzliche Sicherheitszahlung für die voraussichtlichen Rückbaukosten fordern.
Welche Beratungsangebote zum barrierefreien Wohnen gibt es?
Beratungen zur barrierefreien Wohnraumanpassung bieten unter anderem der Verein „Barrierefrei Leben“, Wohnberatungsstellen, das Deutsche Rote Kreuz (DRK) und andere Organisationen an. Geschulte Wohnberater kommen oft kostenlos zu einer Erstberatung nach Hause.